Dennoch

  Und wenn es schwer wird kaum zu ertragen tausend bittre Körner ihre Wurzeln schlagen wolln   Und wenn der Atem stockt Beton schwer sich auf den Brustkorb legt Selbst die Stimme Ihren Dienst versagt   Und wenn im Kopf ein Sturm an Wörtern tobt Das ...

Glockengeleit

  Diese Woche haben in unserm Dorf die Glocken geläutet. Um elf Uhr am Vormittag. Was eigentlich normal ist, sie läuten jeden Tag um elf Uhr (verkünden, dass in einer Stunde Mittag ist und nun Zeit wäre, das Mittagessen zuzubereiten). Nur; sie haben an diesem Tag drei Mal hintereinander ...

Zuversicht

  Seit vielen Jahren findet mich anfangs Jahr ein Satz oder Wort, das mir zum Boden für die vor mir liegenden zwölf Monate wird. Es ist ein ungezwungener Vorgang, in den ersten Tagen des angebrochenen Jahres dieser Prägung zu begegnen. Meist bin ich am Spazieren, lasse die Gedanken ...

Das Geheimnis des alten Capaul – eine Weihnachtsgeschichte in vier Teilen, Teil IV

  "Noch zwei Wochen bis Weihnachten, Du kannst es wohl kaum erwarten!" meint Duri zu Léon, ohne dabei vom Schnitzen am neuen Holz-Brunnen für seinen Garten aufzublicken. "Dann kannst Du die Hänge runterflitzen mit dem Schlitten und im Iglu Fondue essen mit Deinen Schulkameraden", ...

Das Geheimnis des alten Capaul – eine Weihnachtsgeschichte in vier Teilen, Teil III

  Vor zwei Tagen hat es in Léons Dorf geschneit; meterweise, sodass der Schneepflug mittlerweile drei Mal im Tag durch die engen Gassen fährt, um so etwas wie gangbare Wege zu schaffen. Auch die Dorfbewohner sind fleissig am Schaufeln oder den Schnee mit ihren kleinen Fräsen auf die sich ...

Das Geheimnis des alten Capaul – eine Weihnachtsgeschichte in vier Teilen, Teil II

  Seit Léon mit seiner Familie im Sommer ins schmucke Dorf gezogen ist, faszinieren ihn zweierlei: Seine neue Aufgabe als Ministrant in der Kirche und Duri Schnetz. Vordergründig hat das Eine mit dem Andern rein gar nichts am Hut. Aber eben, Léon wäre nicht Léon, hätte er den inneren ...

Das Geheimnis des alten Capaul – eine Weihnachtsgeschichte in vier Teilen, Teil I

    Zu sagen, Capaul sei alt, ist stark untertrieben. Capaul ist uralt, wenn nicht fast scheintot. Immer schlecht gelaunt, sein Gesicht zu einer Grimasse verzogen, als kaue er eben grade eine besonders saure Zitrone, läuft er schimpfend oder böse um sich blickend durch die Gassen. ...

Begegnungen

  Auf dem Weg für eine Besorgung. Im Auto. Durch die engen Gässchen am letzten Haus schon fast vorbei. Sehe ich die Beiden dort stehen. Spontan beschliesse ich, anzuhalten. Steige aus und geh auf sie zu. Sie lachen mir fröhlich entgegen.   Wir begrüssen uns. Das eine Wort gibt ...

Kollateralschaden

  Es ist ein Schaden, der eigentlich nicht im Zentrum steht zumindest auf den ersten Blick nicht beabsichtigt ist sogenannt ein Nebenprodukt eines noch viel grösseren Schadens   Nämlich einer bewusst gesetzten Aktion die nicht minder destruktiven Charakters ist aber ein klar ...

Wer bin ich?

  Bin ich, was andere über mich sagen? Bin ich, was ich meine zu sein? Bin ich die Summe meiner Erlebnisse? Bin ich, was mir das Leben zugesteht?   Bin ich jemand, weil ich etwas tue? Bin ich jemand, weil ich bin? Bin ich jemand, wenn ich gesund bin? Bin ich jemand, wenn ich ...

Danke

  Ein kleines Wort mit grosser Wirkung   es zaubert ein Lächeln ins Gesicht und wärmt das Herz es gibt augenblicklich Aufwind und motiviert es anerkennt, ist konstruktiv und trägt es drückt Zufriedenheit des Gegenübers aus es nimmt nicht selbstverständlich es hellt die ...

Auf das falsche Pferd gesetzt

  Dies Pferd dort ist ein schwacher Gaul, es kämpft zwar, doch ist nichts dahinter, ein glänzend Fell und ausgeprägte Muskeln nur, es ist Fassade sei gewarnt   Da ist jenes Pferd viel besser, das abseits und so traurig steht, es wird zu Unrecht weniger gelobt, obwohl es stark ...

Wir können uns entscheiden

  Wir können uns jeden Tag entscheiden, wie wir auf unser Gegenüber blicken wollen: Mit Liebe oder Hass Mit Wohlwollen oder Zerstörungswut Mit Respekt oder Verachtung Mit Güte oder Unbarmherzigkeit   Wir können uns jeden Tag entscheiden, wie wir mit unserm ...

Adventssingen

  Zwei Dörfer. Zwei Sonntagnachmittage in der Adventszeit. Ein Grüppchen Kinder, zwei Erwachsene. Eine Gitarre und ein paar Flöten. Ein grosser Korb Mandarinen. Drei Schachteln rote Weihnachtskerzen. Und viele Stuben, wo ältere Menschen in Ohrsesseln, auf Holzstühlen, auf dem Kanapee ...

Chillout

  Sie sitzt. Auf ihrem Designerstuhl. Draussen auf der Dachterrasse. Die gehört zur stylischen Wohnung. Zusammen mit vier Zimmern, einer Küche und einem grossen Bad. Alles recht geräumig und schweineteuer. Zürich eben. Und diese Stadt musste es mindestens sein. Alles andere wäre ...

Kulinarik oder vom Unglück des Gaumens

  Dieser Risotto, ich weiss nicht, irgendwie sind die Körner beschaffen wie Steine, die Pilze schleimen als wären sie Schnecken und die angepriesene Symbiose des Sämigen mit der fruchtig-spritzigen Note des Weissweins mag sich einfach nicht einstellen.   Schon das Hors ...

Nichts

  Nichts hat Bestand Nichts ist flüchtig Nichts macht Angst Nichts kann viel sein   Nichts glaubt niemand Nichts macht Sinn Nichts ist still Nichts ist nichts   Nichts kann man tun Nichts kann man lassen Nichts will gelernt sein Nichts vergisst man   Nichts muss ...

Was ich noch sagen wollte

  Flamarant-geblümte Zykadensynode die sprachgewaltigen Unfug fermentiert damit das vollmundig-greinende Tölpelgeschwader ockerfarben den Synapsenknäuel verliert   Dissens-abweisende Koloritspektren die huldvoll-kleistrig ins Weltall krakeelen auf dass den ...

Funktionäre oder wie Nullbilanzen entstehen

  In Absurdistan  ergibt nichts einen Sinn sondern alles liegt drin und ist dazu angelegt, in verworrenen Kanälen den Verwaltungsfunktionären zu dienen und zu frönen und sie mit komplizierten Formularen zu verwöhnen das ein jedes so richtig aufwändig, formvollendet und ...

Zutritt verboten

  Um die Menschheit zu schützen, opfern wir die Menschlichkeit; ein

Dorfidylle

  Wie lieblich die Häuschen nebeneinander stehen Wie putzig die kleinen Fensterlein im Sonnenlicht blinzeln Wie üppig die Blumenpracht in gejäteten Beeten wächst Wie drollig die Zwerge zwischen den Zaunpfosten hervorlugen   Wie genau hier ein jeder über den andern Bescheid ...

Elefanten verscheuchen

  Kennen Sie die Geschichte jenes Mannes, der in hoher Kadenz immer wieder in die Hände klatscht? Gefragt, was dieses Treiben solle, antwortet er: "Ich verscheuche damit die Elefanten". Darauf der Fragende: "Aber, es gibt hier ja gar keine Elefanten". "Eben", antwortet der Mann. Eine ...

Nein

  Nein, ich will es nicht allen recht machen Nein, mich müssen nicht alle toll finden Nein, ich will nicht immer ja sagen   Nein, ich folge keinem Influencer Nein, ich plane keine Karriere Nein, ich mache weder Marathonlauf noch bike ich downhill   Nein, ich absolviere ...

Vom Wasser predigen und Wein trinken

  Vom Grün wählen und SUV fahren   Von Negativzinsen und Boni-Exzessen   Vom Splitter im fremden und Balken im eigenen Auge   Vom Justizminister sein und sich bestechen lassen   Vom Willen Gottes für die Gläubigen und dem eigenen Gutdünken für den ...

Schätzfrage

  Nun das Haus ist zu schätzen ohne Kleider und Schuhe dann Grossmutters Truhe der Vogel und die Katz nicht zu vergessen die Bilder an der Wand der Schmuck und sonstiger Tand die Ferienwohnung in Flims samt Velos und Schlitten das Auto und das Zweitauto und der Hund die vielen ...

Der nackte Vogel

  Eigentlich ist der Vogel nackt doch er packt sobald er sein Haus verlässt den Schmuck der andern und geht so mit fremden Kleidern wandern   Eigentlich hat der Vogel keine Meinung sondern bedient sich bei all jenen, die so um ihn stehen hat er damit Erfolg deutet er stolz eine ...

Zu

  Zu viel gegessen zu wenig geredet zu unüberlegt reagiert zu schnell die Türe zugeschlagen   Zu kurzsichtig gehandelt zu lange nichts unternommen zu leichtgläubig gewesen zu unkritisch beurteilt   Zu nahe am Abgrund zu weit vom Geschütz zu vernebelter Verstand zu ...

Weihnachten daheim

  Es schneit seit Stunden in grossen, tanzenden Flocken. Eine dicke Schneedecke hat sich auf die Felder gelegt, die Tannen im Wald haben sich funkelnde Mäntelchen angezogen. Das Strässchen zum einzigen Haus, das am Ende des Tals am Waldrand liegt, ist vom Schneepflug passabel hergerichtet ...

Habe ich das richtig verstanden?

  Wir schützen unsere Gesundheit...   ...deshalb finden sich in unseren Supermärkten kein Convenience-Food oder Softgetränke, die mit durchschnittlichen 18 Gramm Zucker durchsetzt unsern Organismus ziemlich strapazieren würden ...deshalb geht nur ein verschwindend kleiner ...

Wenn, dann

  Wenn ich pensioniert bin,   dann gehe ich auf Reisen dann schlafe ich morgens aus dann fröne ich endlich meinem Hobby dann kann ich tun und lassen, was ich will dann geniesse ich das Leben dann baue ich das Haus um dann habe ich Zeit für mich dann kauf ich mir einen ...

Advent, Advent

  Advent, Advent, ein Lichtlein brennt   der Samichlaus hinter der Maske mangels Sauerstoff pennt   die Menschheit hungrig an den Black Friday rennt   und irgendwie den Sinn der Sache ...

Lösbare Probleme

  Es gibt kein Problem, das man nicht lösen kann.   Aber es gibt Probleme, deren Lösung nicht unsere Aufgabe ...

Klimaneutral

  Da bestell ich bei den Bergfreunden so eine ultimative, unzerstörbare Outdoortasche, die ewig leben und noch Generationen Freude machen soll. Bei der Farbwahl - die Tasche ist ein Geschenk - hole ich mir Rat bei unserer Tochter. Sogleich entschieden, die Lieferadresse eingetippt und das ...

Morgenritual

  Mit dem geschlossenen Auge noch im Traumland, mit dem andern in den erwachenden Morgen blinzeln. Nachtwärme und Stille um sich, der Blick zum Fenster hinaus in die Berge und den Himmel, der jeden Morgen eine andere Malerei bereit hält. Fröhlich aufstehen, das perlende Nass der Dusche auf ...

Sehenden Auges

  Im Kalten Krieg wurde hüben wie drüben aufgerüstet, je globaler sich das ganze Drama spann, je weniger wollte man seinem Gegenüber hinterherhinken und so wurde der Wettlauf immer absurder dem gemeinen Fussvolk wurde der Feind gefährlich geredet und derart ein gigantischer ...

Eigentlich

  Eigentlich wollte er etwas sagte dann aber das Gegenteil und dachte sich dass er das nächste Mal besser schweigen würde weil schliesslich doch jeder komplett etwas Anderes macht als soeben beschlossen worden ...

Der Kaktus

In den grauen, nebligen Urtagen der pflanzlichen Vergangenheit, findet man eine arg verhüllte Zeit, in welcher der Kaktus blank und kontaktfreundlich das Landleben genoss. Überhaupt existierten nur runde, angenehme Formen; eine naturphilosophisch-biostrategische Harmonie leuchtete weit und breit ...

Glaubenskrieg

  Katholisch oder reformiert, scheint heute noch je nach Wohnort entscheidend zu sein   Mit oder ohne Senf, trennt die Spreu vom wahren St. Galler   Salzburg oder Reber, nur die originale Kugel ist der echte Mozart   Sein oder Nicht-Sein, Shakespeare jedenfalls kann ...

Palaver

  So reden wir denn über die linke Schraube der Steckdose an der Wand im Zimmer ganz hinten der Wohnung im 23-igsten Stock des Gebäudes der Überbauung, dessen Aushub noch nicht einmal geplant ist, vergess mich denn, dass wir wissen, auf welchem Grundstück welcher Stadt in welchem Land ...

Die Tanne

  Die Tanne grün und mächtig gedieh eigentlich ganz prächtig wäre da nicht eine Unebenheit gewesen doch lasst uns weiterlesen   Es war einmal ein friedsam lebender Gesell dessen Freud und Glückes Quell sein Garten, Hof und Hause war wie's weiter geht, ist ...

Sprachwäsche

  Ein sprachliches Messerwetzen laut-Dröhnendes Massen-Entsetzen diffamierendes Differenzen-Verpetzen hirnloses Rundumhetzen   Da kommt mir in den Sinn dieser Schönrede-Unsinn wie wichtig ich doch bin lag schon einmal drin   begann irgendwie braun im Saum die sahen rot, ...

Una festa sui prati

  Olivenhaine, so weit das Auge reicht. Die Wurzeln der Bäume in sonnengetränkter, roter Erde. Daneben leuchten meterhohe Oleandersträuche in den azurblauen Himmel, den kein Wölkchen trübt. Kleine Strässchen, gesäumt von Trockenmauern aus weissem Stein, die den Blick in hunderte ...

Im Wartsaal

  Eine hohe, fensterlose Tür mit einem einfachen Schloss und einer unpersönlichen, kalten Klinke. Wie wird sie wohl zu öffnen sein? Leicht, auch für ältere Semester noch passierbar? Oder drückt man die Klinke, stemmt sich dann mit dem ganzen Körpergewicht gegen die Tür, erblickt ...

Grenzen

  Grenzen sind limitierend umreissen einen klaren Handlungsspielraum markieren ein Hüben und Drüben können schützen und bewahren richtiggehend umfrieden ebenso zur Bewegungslosigkeit verdonnern einer Zwangsjacke gleich   Wir stossen an Grenzen und meinen vielleicht dass es ...

Freunde

  Freunde begegnen einander auf Augenhöhe zeigen echtes Interesse am Gegenüber freuen sich mit und nehmen Anteil am Empfinden hüllen einen in Wohlwollen und Angenommensein ein   Mit Freunden vergeht die Zeit wie im Fluge und bleibt gleichzeitig stehen öffnen sich Räume, um ...

Heute

  Es schüttet in Strömen. Der Himmel ist wolkenverhangen. Obwohl Nachmittag, ist das Tageslicht verschluckt vom Unwetter, das übers Land zieht. Drinnen brennt behaglich ein Feuer und verbreitet seine Wärme. Die Lampen mit ihrem sanften Licht geben hell. Verschiedene Kerzen verströmen ...

Grossvater

  Grossvater hatte einen Berner Grind den ich als Kind ab und an mit der Schere gestutzt und aus dem Nacken die geschnittenen Haare geputzt   Und weil er während dieser ernsten Prozedur ständig palaverte und nicht eine Minute nur stillhalten konnte, fiel das Resultat bescheiden ...

Zoom, Teams & Co.

  Oh nein, oh weh, oh Klage gross, ich muss mich wehren da soll ab heute ich der Zooms & Teams & Co. entbehren dabei waren diese ollen Stunden doch so glatt und voller Lust zurück in jammervoll reales Leben, welch ein Frust   Der Fehlbedienungen noch und nöcher dank ...

Die gute Kinderstube

  Die gute Kinderstube ist ein Gemäuer das Fritzchen wert und teuer mittels Rat und Tat Benimm und Anstand angedeiht und so die nöt`ge Würde ach verleiht   Am Abend folgsam husch ins Bettchen und leise dort geblieben bis des Morgens in der Küche, aller Emotionen Funken ...

Wir sind alle so nett

  Wir sind alle so nett gehen ins Bett und schlafen den Schlaf der Betäubten.   Wir sind alle so nett und fragen kokett ein Problem, ich hab keines gesehen, Du?   Wir sind alle so nett gehen wieder ins Bett und träumen von der Normalität.   Die entspricht jenem ...

Warum ist die Banane krumm?

  Warum ist die Banane krumm und wir so dumm und glauben lieber zehn schlechte Lügen als eine gute Wahrheit?   Warum bolzen die Medien Auflagen, statt uns zu informieren und enervieren sich über angebliche Verniedlichung, wo doch die Katastrophe angeblich so gross ist, die ...

Sieben Zwerge

  Es waren einmal sieben Zwerge die hockten geschäftig in ihrem Berge und klimperten mit unbeugsamem Willen ohne Weitsicht auf der Klaviatur der Regulierung, ade Du fromme Einsicht   Ach sässen die Zwerge doch im Garten und würden statt rennen, etwas warten auf die Weisheit und ...

Märchenwald

  Meiner liegt an einem Sonnenhang auf schmalem Pfad, kaum breiter als ein Schuh spazier’ ich einer Höhenkurve folgend an mächtig grossen Föhren vorbei   Knorrige Wurzeln ragen wie Skulpturen aus dem Boden duftendes Harz erfüllt die Luft und unter meinen Schuhen knacken ...

Die kleinen Dinge

  Am Morgen verträumt erwachen und erholt in den jungen Tag blinzeln dem Zwitschern der Vögel lauschen sich wie eine Katze strecken Das Kaleidoskop der Frühlingsfarben beobachten   Wasser ab der Röhre trinken in einen knackigen Apfel beissen in einer Geschichte versinken frei ...

Der Stein des Anstosses

  An der Tankstelle. Gestern Morgen. Irgendwo im Bündnerland. Angelehnt ans Auto. Gewartet, dass sich der Tank füllt. «Es gibt Leute, die lernen’s nie!». O-Ton eines Dreissigjährigen. Er meint mich. «Was meinen Sie genau?», meine höfliche Frage. «Ist das so schwierig zu ...

Kleine Frage

  Als Kind wurde uns beigebracht, dass wir unserm Gegenüber nicht einfach geradeaus ins Gesicht husten, dass wir in die Hand oder Ellenbeuge niesen, wenn uns die Nase kitzelt, dass wir, wenn wir heimkommen, zuerst die Hände mit Seife waschen gehen, dass wir daheimbleiben, wenn wir krank ...

Reduktion aufs Wesentliche

  Ich dachte bislang, dafür braucht es einen Krieg nun schaffen das 160 Nanometer, die wir blossen Auges nicht sehen können   Notrecht hebelt den Reglementierungsdschungel aus Gott sei Dank   Jedes Handeln oder Nichthandeln richtet sich nun am Massstab der zwingenden ...

Zappelphilipp

  «Ob der Philipp heute still wohl bei Tische sitzen will» So beginnt ganz harmlos leicht was ungeheuerlich sich schleicht zu einem Dreiakt Teufelspakt und einem Tisch so nackt so nackt   Des Philipps Vater lohnt sich zu betrachten mit strengem Ton, ein Mann zu ...

Erfolg

  Mit welcher Assoziation Sie dieses Wort wohl verbinden mögen? Beat Feuz auf dem Thron mit der Medaille um den Hals und einem strahlenden Lachen? Die bestandene LAP ihrer Tochter? Der gestiegene Börsenkurs von Novartis? Das erste verständlich formulierte Wort nach dem Schlaganfall ...

Am Stammtisch

  wird gesagt, was andernorts nur gedacht wird wird im Minimum die Welt verbessert sitzt man nur, wenn man dazugehört sind die Meinungen digital fallen Sätze, die oft "ich bin zwar kein ....., ABER..." enthalten   geht es fröhlich, laut und direkt zu und her sitzen ...

Sagen, was man denkt

  Gestern. Mit einer Kollegin gesprochen. Ein Wort gab das andere. Eine Tour d'horizon quer durch alle gesellschaftlichen Themen. Angefangen beim Corona-Virus, über  das Impeachment-Verfahren zum Wetterbericht und vielem mehr. In präzisen Beschreibungen schälte meine ...

Ein abgekartetes Spiel

  Als Nicht-Jasserin kenne ich diese Redewendung lediglich in Bezug auf den umgangssprachlichen Gebrauch: Gemeint ist Manipulation vermittels heimlicher Absprache. Gäbe es das Restaurant "Zum scharfe Egge" noch, würde mir das Cabaret Rotstift den etymologischen Hintergrund kurz erleuchten ...

Not macht erfinderisch

  Man kennt sie, die Sprichwörter, die einem als Kinder durch viel ältere Semester einem Familienschatze gleich weitergegeben wurden. Ehrfürchtig nahm man diese Weisheiten entgegen - denn dass es solche waren, wurde einem bereits am Tonfall, in welchem sie geäussert wurden klar. Mag ...

Sachlich

    Es ist so eine Sache mit der Sachlichkeit. Da geht es angeblich um die Sache. Und ziemlich bald wird darob eine rechte Sache gemacht. Mit tausend Sachen wird gekämpft. Und wird um der Sache willen prinzipiell. Irgendwie an der Sache vorbei. Sachen ...

Der erste Schritt

  Sollst Du, sollst Du nicht? Nach rechts oder links? Heute oder morgen? Allein oder gemeinsam?   Es gibt tausend Gründe, die dagegen sprechen. Keiner kann Dir sagen, welcher Weg der "richtige" ist. Es kommt nie der rechte Zeitpunkt resp. er ist es immer.   Du willst keine ...

Ohne Worte

  Keine Kraft mehr ausgedorrt kahl und leer ein dumpfes Grau in sich   Nebelweisse Fetzen hindern Weitsicht Langeweile fällt auf sich selbst zurück   Die immer gleichen Gedanken graben Furchen in denen sich Betrübnis sammelt welche Niedertracht!   Die Lust auf ...

Bevormundet

  Wir haben diesen neuen Glaskeramik-Herd. Schweizer Marke. Bürgt für Qualität, scheinbar der neuste Spuk und letzte Schrei. Wir haben ihn nicht selbst ausgewählt, weshalb uns diese Superlative herzlich egal waren. Wir wollen kochen darauf; dazu muss eigentlich einfach die Herdplatte ...

Altjahrswoche

  Eigentlich sind damit die Tage zwischen Weihnachten und Neujahr gemeint. Für mich hingegen ist die Altjahrswoche mehr als das; es ist geradezu ein zeitloser Moment zwischen den Jahren. Mit einem Fuss habe ich das sich zu Ende neigende Jahr noch nicht verlassen, mit dem andern bin ich ...

O du fröhliche

  «So, haben wir alles für Weihnachten»? fragt sie etwas gestresst ihren Gatten. Die leichte Anspannung rührt daher, dass besagte Reisende sich auf eine ruhige Zugfahrt gefreut hat und ihr eine lustige, in Weihnachtspullover mit Rentieren versehen gekleidete, englisch sprechende Familie ...

Josephine und die Pergamentlaternen – eine Adventsgeschichte, Teil IV

  Am kommenden Mittwochnachmittag klingelt Josephine bei Wygarts an der Türe, sie will Thomas besuchen. Ihr Vater hat sie mit dem Auto hingebracht, denn sie hat etwas im Handgepäck, das zu tragen ziemlich umständlich gewesen wäre. Frau Wygart öffnet die Tür. „Guten Tag Josephine, ...

Josephine und die Pergamentlaternen – eine Adventsgeschichte, Teil III

  In der folgenden Woche hat Josephine alle Hände voll zu tun; mit Ihrem Vater darf sie auf den Weihnachtsmarkt und sucht sich Kleinigkeiten aus, die sie dann hübsch verpacken und ihrer Familie an Weihnachten schenken kann. In der Sonntagsschule wird fleissig die Weihnachtsgeschichte ...

Josephine und die Pergamentlaternen – eine Adventsgeschichte, Teil II

  In der folgenden Woche wandern Josephines Gedanken oft zu Anna-Katharina. Der verbeulte Rucksack und die ganze armselige Erscheinung der jungen Frau stimmen Josephine nachdenklich. Beim Nachtessen am Mittwochabend, den sie stets mit Tante Mi  bei ihren Grosseltern verbringt und gleich ...

Josephine und die Pergamentlaternen – eine Adventsgeschichte, Teil I

  In einer kleinen Stadt am Fluss, wo die Gassen eng beieinander liegen und ein Haus sich an das andere schmiegt, wo tausend Kamine in den Himmel ragen und am Abend aus allen Fenstern weiches Licht erstrahlt, wohnt Josephine. Das Haus, in welchem sie daheim ist steht auf einem Hügel, zwei ...

Ist es denn so schwer?

  Ist es denn so schwer sich selbst zu sein?   Ist es denn so schwer den andern so zu lieben, wie er ist?   Ist es denn so schwer eine eigene Meinung zu haben?   Ist es denn so schwer das Gegenüber leben zu lassen?   Ist es denn so schwer nicht zu ...

Bücherwürmer

  Bücherwürmer sind verfressen werden niemals satt verschlingen Blatt um Blatt bekommen nie genug inhalieren Buchstaben, ganze Welten blättern sich die Finger wund im Tunnel der Gefühle  leiden schlaflos in den Nächten denn sie können es nicht lassen der Sog der Geschichten ...

Man muss das Eisen schmieden, solange es heiss ist

  Stellen Sie sich eine Schmiede vor; aber nicht irgendeine, sondern eine im Stile Fellinis: Durch einen hohen Raum, die Wände bis unter die Decke gesäumt mit Ablageflächen, wo sich Metall in allen Längen und Durchmessern stapelt und nächstens droht, Ihnen auf die Füsse zu fallen, ...

Weiterbildungsstress

Letzte Woche. Eine Kollegin getroffen. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Hab Sie einem Kollegen vorgestellt. Worin ihr Business bestehe? Sie erklärte es ihm und fasste bedauernd zusammen: "Wir machen nur das". "Und das dafür richtig gut", ergänzte ich in Gedanken und schweifte ...

Chästeilet

  Ein Weissweinglas. Ein Edelweisshemd. Zagg, Du bist dabei. Und noch etwas: Mit den Hühnern aus den Federn, vor halb acht in den Startlöchern, sonst ist Schlange stehen angesagt.   Noch auf der Fahrt ins Grön entpuppen wir uns als Greenhörner. Weissweinglas? Das Tulpending ...

Das schwarze Schaf

  Woran denken Sie gerade, wenn Sie diesen Titel lesen?   Allein das Wort Schaf fördert mannigfaltige Assoziationen zutage. Eine friedliche Herde auf saftig-grüner Wiese, im Hintergrund eine Trauerweide, ein Schäfer auf seinen Hirtenstock gestützt und ein Hund, der seine ...

Negative Informationsfreiheit

  «Hast Du das Interview mit Stephan Eicher in der BZ gelesen… in der Tagesschau  die Höhen und Tiefen aus dem Wirken des scheidenden SBB-Chefs verfolgt… die Ohren gespitzt anlässlich dem Regionaljournal, dass berichtete, dass das  Bündner Strassenbau-Kartell auch die PUK ...

Alles, was recht ist!

  Alles, was recht ist? Alles, was recht ist!   Alles recht, was Recht ist? Oder nur Recht, was recht ist? Oder Recht, was allen recht ist?   Was ist allen recht? Was Recht/recht ist?   Was ist ...

Früher

  … war alles besser, gähn! Keine Angst, darüber verlier ich mich nicht oder vielleicht ein ander Mal. Wie also soll der Satz somit lauten? Wie wärs damit: …hatten wir’s schwerer als ihr, heute habt ihrs leichter. Falls Sie das noch nie gehört haben, schreiben Sie mir! Ich ...

Beinahe

  Gestolpert und sich grade noch auffangen können, sonst wäre man mit Sack und Pack in die ausgestellten Vasen gestürzt, welche höher versichert waren als das eigene Leben.   Gebremst und haarscharf zum Stillstand gekommen vor dem Velo, das schon im Kreisel war und nun seine ...

2. August

  Die Luft ist raus respektive noch rauchgeschwängert vorbei die Euphorie ebenso die Demonstrationen der klägliche Rest liegt vereint am Boden hier das verbrannte «Stöckli», dort die krausen Flugblätter   Der Schall verklungen respektive nur noch ein Flüstern vorbei der ...

Was Hänschen nicht lernt…

  …lernt Hans nimmermehr. So kannten wir früher das Sprichwort. Es sprach davon, dass Hans früh beginnen soll. Dann also, wenn er noch klein ist. Und als Klein-Hänschen war dieser früher zuerst einmal daheim. Eben dort, wo der Grundstein gelegt werden sollte. Ganz im Stile Gotthelfs, ...

Urs letzte Autofahrt

    Urs war unauffällig, korrekt und anständig. Nachbarn bezeugten ihm einen guten Leumund, dass er seinen Garten leidlich pflegte und sein Gemeinderatsamt in bester Manier ausübte. An der Arbeit wurde Urs für seine Präzision geschätzt, seine Pünktlichkeit, seinen Scharfsinn ...

Schwingfest

Fünf Ringe, Täfeliebuebe, die Bösen, Eichenlaub, Brienzer, Gestellter, Sempach; tönt nach Zutaten für die Schlacht am gleichnamigen See in der Innerschweiz. Nur stört da dann der Brienzer: Vielleicht ein Söldner von ennet dem Brünig? Und die Täfelibuebe, verteilten die irgendeine ...

Nach dem Regen

  Die Wiesen sind getränkt vom Regen Auf jedem Grashalm perlt der Tau Aus den Wäldern steigt der Dampf Der Himmel grau-weiss-blau   Auf den Wegen kleine Pfützen Die Wolken spiegeln sich darin Kleine Schlüsselblümchen gähnen leise In der Hecke lugt der Spatz   Eine ...

Verhandlungswahnsinn

  Mitten in einer Verhandlung, vor mir ein Stoss Papier, das Gegenüber funkelt und wettert lautstark, hämmert mit dem linken Zeigfinger auf immaginären Punkten herum, dass die Tischplatte fibriert, zieht die Augenbrauen hoch. Die Stimme mittlerweile schrill und aggressiv werden unter ...

Der Prophet, der im eigenen Land nichts gilt

  Der Prophet, der im eigenen Land nichts gilt ist überall sonst geachtet, geehrt und beliebt   Das Land, das ihm kein Gehör schenkt  kontrolliert, ist engstirnig und auf sich selbst bezogen   Der Prophet, der im eigenen Land nichts gilt denkt gross, ist mutig und ...

Konsum

  Ich möchte das Beste sofort dreckbillig mit Rabatt heimgeliefert die Verpackung zurückgenommen Ersatzgarantie für hundert Jahre Auch wenn ich schon morgen das Update will weil alter Kram ohne ...

Surreal

  Wie soll man fassen, was ohne Umfang ist? Wie begreifen, was ohne Konsistenz? Wie ermessen, was masslos ist? Wie verstehen, was unbekannt?   Wie fasst man Tritt im Bodenlosen? Wie findet man Halt im freien Fall? Wie holt man Atem unter Wasser? Wie gewinnt man Land im ...

Die Leiden des halbvollen Glases

  Oh ja, ein veritabler Widerspruch, dieser Titel. Nun, dies weltberühmte Glas lebt sozusagen inmitten ständigen Widerspruchs, es befindet sich geradezu im Auge des Orkans, wenn man so will. Ungewollt, das kann ich Ihnen versichern. Tagein, tagaus kommt es zwischen die Fronten, das ...

Söiblueme

Sattes Grün soweit das Auge reicht, durchsetzt von gelben Punkten. Ein wogendes Meer aus saftigem Gras und darin in Wonne Söiblume um Söiblume. Ich kann mich gar nicht sattsehen. Daneben säumen Pappeln das Ufer und geben den Blick frei auf den See. Wild seine Oberfläche, am gegenüberliegenden ...

So ist das

  Eigentlich ist es im Grundsatz so, dass nur im Ausnahmefall die Regel zur Anwendung ...

7 Fragen

  Wie?                                           Irgendwie Was?                                           findet Wer?                                           ...

Nachhaltigkeit

  Regionalprodukte in aller Munde Gegessen wird Aldi's Pizza, stolze 89 Rappen teuer   Bildung in aller Munde Gesunken ist die Fähigkeit, das reale Leben zu meistern   Nachhaltigkeit in aller Munde Gelauscht wird den Umsatzzahlen, quartalsweise in den Nachrichten ...

In den Bergen

  Schuhe binden, Jacke überstreifen und ab in den frischen Frühlingsabend. Der Weg knirscht unter meinen Schritten, ich gehe zügig, es drängt mich vorwärts. Tief sauge ich die klare Bergluft ein. Ich bin allein. Nur Berge um mich her. Am Fusse dieser Giganten Tannenwälder, wo mein ...

Soll einer sagen, Männer zeigten keine Gefühle

  Die Ränge füllen sich. Kunterbuntes Volk. Friedlich nebeneinander sitzend auf harten Betonstufen. Noch kurz die Köpfe zusammengesteckt, Wetten abgeschlossen, die Ausgangslage rekapituliert. Gegenüber die Hardcore-Fans: Ein Meer aus Halstüchern, Fan-T-Shirts sowie Transparenten und in ...