Manchmal ist es schwer, uns selbst zu erkennen. Da wirft unser Ich einen seltsamen Schatten auf unsern Weg und wir fragen uns, ob wirklich wir das sind? Was haben wir gemein mit diesem Zerrbild, diesen verzogenen Umrissen? Zweifel kommen auf, vermeinten wir doch sicher zu stehen, die Reflektion aber gibt eine Gestalt wieder, die etwas wacklig auf den Beinen steht. In unserer Vorstellung sind Dimensionen und Erscheinung unseres Selbst in bestimmter Weise geformt und es irritiert, ein Bild vor uns geworfen zu bekommen, dass so gar nicht mit unserm Empfinden übereinstimmt.
Nun kann es sein, dass das Licht, das diesen Schatten formt, ähnlich einem konvexen oder konkaven Spiegel wirkt: Man bekommt ein Trugbild zu sehen. Wir sind es zwar und sind es doch nicht.
Wo suchen wir die Realität? In Abbildern unseres Selbst, in der Wahrnehmung anderer, die vielleicht aus grosser Höhe uns beleuchten und uns dadurch klein halten wollen? Oder umgekehrt, die uns von unten mit ihrer Verehrung blenden, sodass ein überdimensioniertes Ich auf die Welt herabschauen könnte?
Aussensicht und Innensicht sind meist nicht kongruent, immer steht da eine Unbekannte in der Gleichung, die zu Abweichungen führen kann. Die Abweichung mag uns zu Bescheidenheit mahnen, zu Gelassenheit im Wissen darum, dass sie relativ ist; nicht zu unterschätzen, aber auch nicht über zu bewerten.