Elefanten verscheuchen

 

Kennen Sie die Geschichte jenes Mannes, der in hoher Kadenz immer wieder in die Hände klatscht? Gefragt, was dieses Treiben solle, antwortet er: «Ich verscheuche damit die Elefanten». Darauf der Fragende: «Aber, es gibt hier ja gar keine Elefanten». «Eben», antwortet der Mann.

Eine herrliche Geschichte, nicht? Sie wird im wundersamen Buch von Paul Watzlawick mit dem melodramatischen Titel «Anleitungen zum Unglücklichsein» beschrieben.

Was aber hat diese selbstironische Geschichte mit dem nun seit einem Jahr andauernden Säbelrasseln gemein? Nichts, ereifern sich die einen, schliesslich existieren die Elefanten ja und das in rauhen Mengen! Doch etwas, kontern die andern, denn Elefanten sind Teil des Lebens, sie kommen und gehen, von selbst!

Die Geschichte plakatiert: Das Phänomen der Verdrängung. Wozu etwas verdrängen, das gar nicht existiert? Wozu etwas verdrängen, das zwar existiert, mit dem wir aber leben lernen können? Wer entscheidet, womit wir leben wollen?

Säbelrasseln oder nicht, das scheint hier die Frage?

Mir fehlt im Ganzen die Verhältnismässigkeit und das global: Der Sturm in diesen nationalen Wassergläsern wird derart launisch-drakonisch bekämpft, dass am Ende die Orientierung im selbst hochgekochten Orkan zerzaust verloren geht. Wir tun plötzlich so, als hätten wir Anspruch auf Unsterblichkeit und realisieren nicht, dass wir – volltapeziert mit in ängstlicher Hast angebrachten Notfallpflastern – an Sauerstoffmangel ersticken.

Dabei scheint mir nicht, dass sich die Säbelrassler plötzlich an biblische Weisheiten im Stile des Predigers erinnerten, der meinte: Bedenke, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden. Vielmehr dünkt mich, ist das Gegenteil eingetreten: Die Risikominimierung erfolgt unklug zum Preise des Lebens.

Dann doch lieber im Stile Gluskins und mit grossem Respekt:  Don’t take life too seriously. Nobody gets out alive anyway.

 

One thought on “Elefanten verscheuchen

  1. Liebe Manuela

    Treffender kann man dieses leidige Thema nicht beschreiben, BRAVO!

    Ich verstehe ALLE, die nicht den «Rüssel» sondern die «SCHNAUZE» langsam aber sicher von diesem Theater
    voll haben!

    Cari Saluti Mario

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